Käfer und Freunde

Oh, woita, da bin ich ganz anderer Ansicht. Der Wald-und Wiesengutachter mag erkennen, dass es sich bei dem Fahrzeug um einen Oldtimer handelt. Ist ja schließlich in aller Munde das Thema. Aber die Gefahr, dass er dem üblichen Schubladendenken des Nicht-Oldtimerfreundes anhängt, ist groß: er kennt doch eigentlich nur Gebrauchtwagen. Und ein zehnjähriger Golf, der so aussieht ist nunmal durch, der ist nichts mehr wert. Wie bringt man dem bei, dass, wäre der Golf nochmal dreißig Jahre älter, er bei gleichem Zustand plötzlich wieder ein wertvolles Fahrzeug ist? Wie erklärt man dem, dass Patina und Originalzustand mittlerweile gefragt sind, dass ein originalerhaltener Flügeltürer mittlerweile doppelt so viel wert sein kann wie einer frisch vom Kienle?

A propos, Jerry, wenn du da Literatur für den Gutachter brauchst wegen Original wertvoller als restauriert, da stand neulich was in der Oldtimer-Markt, kann ich für dich raussuchen, wenn dus brauchst.

Naja, das mag schon sein, aber er kann sich den Wert so oder so nicht aus den Fingern saugen.
Da gibts ja auch noch Listen, was so ein Wagen ca. Wert ist.
Solang der Wert höher ist, als die Repararturkosten ists sowas von egal.

Listen gibts da eigentlich nicht. Es gibt zwar durchaus Programme, mit denen die Reparaturkosten kalkuliert werden, aber der Wert des Fahrzeugs hängt doch stark von der subjektiven Einschätzung des Gutachters ab. Und wenn der nun mal auf hochglänzende Jungfahrzeuge geeicht ist wird er den Wert einer über vierzig Jahre alten originalen, aber stumpfen und teils verkratzten Lackierung nicht so würdigen können wie jemand der sich mit diesem speziellen Bereich des Autofahrens befasst, sei es als Hobby oder als Beruf. Nicht umsonst gibt es ja die Classic Data Gutachter. Sonst würden ja auch Versicherungen ein Wertgutachten von jedem Gutachter problemlos akzeptieren für die Versicherung, das tun sie aber gerade nicht.

Gut, dann kenn ich einfach nur Gutachter, die Oldiefreundlich sind

Man beachte auch das Integritätsinteresse. Die Reparatur darf den Wiederbeschaffungswert des Fahrzeugs vor dem Unfall um bis zu 30% übersteigen, wenn der Besitzer das Fahrzeug nach der Reparatur mindestens sechs Monate weiter nutzt. Siehe z. B.
http://www.verkehrsrechtsforum.de/verke ... resse.html oder
http://www.gutachter24.net/Info-Recht/u ... 0regel.htm

Wenns diese Klausel nicht gegeben hätte, wäre mein Käfer schon zwei Mal in den Schrott gewandert. Wir haben da auch mal etwas "getrickst", wenn die Reparatur dann doch über diesen insgesamt 130% lag, da muss man dann mit der Werkstatt seines Vertrauens etwas handeln und z. B. unter der Hand Gebrauchtteile einbauen statt Neuteilen oder manches selber machen. Alles selber reparieren geht wohl auch, dann muss aber ein Sachverständiger eine fachgerechte Reparatur bestätigen. Wie man die eigene Arbeitszeit in Anrechnung bringt, weiß ich zwar auch nicht, aber das wäre sicher eine Möglichkeit, um die Kosten jenseits der 130% zu drücken.

Bei Selbstreparatur ist ein Sachverständigengutachten nicht notwendig. Man rechnet dann quasi auf Totalschadenbasis ab, bekommt also den Wiederbeschaffungswert abzüglich Restwert ausgezahlt, ohne Mehrwertsteuer.
Kann man der Versicherung dann aber nachweisen, dass das Auto repariert worden ist (dazu reicht ein Foto des reparierten Autos mit einer aktuellen Bildzeitung darauf normalerweise aus), dann bekommt man auch den Nutzungsausfall ersetzt für die Dauer, die im Gutachten als Reparaturdauer drinsteht.

Das hat dann aber mit der Integritätsklausel nix zu tun. Der Versicherung wäre das natürlich am liebsten, wie Du es beschreibst.

Oh man Jerry, so n Shit. Ich hoff dir gehts gut.

Rottweiler hat geschrieben:Das hat dann aber mit dem Affektionsinteresse nix zu tun.

Das ist richtig, bei Selbstreparatur kommt die auch nicht zum Tragen. Um die 130 % ausschöpfen zu können muss man reparieren lassen. Die Rechnungssumme kann dann bis zu 130 % des Wiederbeschaffungswertes betragen.

Dat bekommt bekommt man nicht wieder hin -.-